Die verpasste Chance

Zu keiner Zeit wurde so viel über wirtschaftliche Zusammenhänge, Bonität und Rentabilität von Golfplätzen gesprochen und geschrieben wie heute. Der einzige Grund dafür ist die schlechte wirtschaftliche Lage von einem Drittel aller Clubs. Im Jahr 2013 sind laut Aussage von Dr. Billion eine handvoll Golfplatzinsolvenzen bekannt geworden. E.V.-Clubs werden schon seit 20 Jahren mit Mitgliederumlagen, die jedes Jahr bei Clubversammlungen gefordert und beschlossen werden, vor der Zahlungsunfähigkeit gerettet.

Die Erkenntnis, dass gesprochen werden muss, ist selbst beim Präsidium des DGV angekommen. Es wird mit der Ansage eingeladen, man wolle mit den Mitgliedern diskutieren. Das ist neu. Das Präsidium will auf seine immer wieder beanspruchte Meinungsführerschaft verzichten? Dann haben die Entscheider in Wiesbaden wenigstens die Not der Clubs erkannt. Wie groß die Ernsthaftigkeit des Präsidiums ist, den DGV-Mitgliedern wirkliche Hilfe zu gewähren, wird daran zu erkennen sein, ob die VcG wieder bis auf das Äußerste verteidigt wird.

E.V.-Clubs werden von den Mitgliedern mit Umlagen, die zusätzlich zu den Beiträgen zu entrichten sind, gestützt. Es gibt immer weniger Vollzahler, die diese Umlagen bezahlen wollen. Der Präsident der Golfplatzbetreiber, Alexander von Spoercken, sagt dazu im Magazin „golfspielen“: „Immer weniger Menschen sind bereit, eine hohe Aufnahmegebühr und einen hohen Jahresbeitrag zu zahlen … Im Augenblick ist es für viele verhältnismäßig günstiger, Greenfee zu bezahlen, als einen Jahresbeitrag in einem Club. Damit bleiben sie auch unabhängiger … Man bindet sich, zu mindestens in jungen Jahren, nicht mehr an einen Club.“ Diese Aussage hat Gültigkeit, denn die Zahl der Fernmitglieder wird um die Jahreswende auf über 100.000 Greenfeespieler mit DGV-Mitgliedsausweis anwachsen.

Die ganze Situation, kein Profi-Spitzensport und schlechtes gesellschaftliches Image, hat zur Folge, dass alle 720 Clubs im DGV nur noch 400.000 Vollzahler, die im Januar ihren Beitrag in die Kassen der Anlagenbetreiber bezahlen, haben. Das alles ist aber noch nicht das Ende des Niedergangs. Von Spoercken sagt in „golfspielen“ weiter: „Ich kann aber noch nicht sehen, dass wir schon die Talsohle erreicht haben“ …“Wir haben irgendetwas falsch gemacht, was das Image angeht.“

Das negative Ansehen des Golfsports in der Bevölkerung wird von zwei Dingen geprägt: In der letzten Zeit wird immer mehr ausgesprochen, wir haben keine Heros. Das heißt, der Spitzenprofisport entwickelt nicht die Strahlkraft, damit der Golfsport als Sport wahrgenommen wird und folglich abertausend kritische Journalisten positiv über Golf in den Medien berichten.

Den zweiten Grund für den Imageverlust haben die Clubs selbst zu verantworten. Es war schick, die Mauern um die Golfclubs so hochzuziehen, dass Außenstehende sich ausgegrenzt fühlten. Je höher die Abgrenzung war, desto feiner glaubte sich jedes Clubmitglied. Die gewählten Clubvorstände wurden bestärkt, den Club als Bollwerk nach außen zu verteidigen. Dafür wurden sie dann auch wieder gewählt. Die restlichen 99,5 Prozent der Bevölkerung mussten draußen bleiben und so entwickelte sich eine tiefsitzende Abneigung gegenüber den Reichen, die ja unter sich bleiben wollten. Golfspielen war lange Zeit teuer und ein Zeichen einer Zweiklassengesellschaft: „die da unten“ und die golfspielende „Upperclass“. Zu den Attributen, die sich die Bevölkerung zum Selbstschutz gegenüber Golfern zulegte, kamen dann noch die Begriffe „karierte Hosen“ und „alte Männer mit dicken Bäuchen“. Aber die Zeiten haben sich geändert! Das Selbstbewusstsein von sehr vielen deutschen Bundesbürgern nahm zu und die Abneigung gegen die Golfsporttreibenden blieb und wurde gepflegt.

Golf hat in Deutschland einen anderen Stellenwert als bei vielen unseren europäischen Nachbarn, ganz zu schweigen von den USA. Dort spielt jeder Präsident Golf und lässt sich medienwirksam im Fernsehen golfspielend aufnehmen. In Deutschland würde sich kein Politiker öffentlich bekennen, dass er Golf spielt, nicht mal ein Wowereit oder Westerwelle. Es ist nicht den Politikern anzulasten. Das Image des Golfsportes ist so grottenschlecht, dass es für alle Volksvertreter ratsam erscheint, sich nicht auf einem Golfplatz ablichten zu lassen. Keiner will ein Ansehen-Harakiri machen.

Die entscheidende Frage ist jetzt: Wie kommen wir „DGV-Verband-Golfplatz-Besitzer“ aus dieser Bredouille heraus? Es müssen große Schritte unternommen werden. Die Fernsehwerbeidee von Dr. Weiland, monatelang fünf Minuten vor der Tagesschau einen Golfspot zu schalten, wäre so eine „Big-Bang-Aktion“. Halbherzige Aktionen, wie sie das Präsidium mit dem „VcG-Geld“ unternommen hatte, haben nachweislich keine Wirkung gezeigt. Zu einer großen und aufwendigen Medienkampagne gehört ein Angebot, das Neuinteressierte anspricht. Die Nagl-Idee eines Greenfee-Golf-Passes war so einleuchtend, dass der Berater der „Nagl-Kommission“, Professor Madeja, im Jahr 2006 nach Beratungen schriftlich eine Million Golfer bis zum Jahr 2012 voraussagte.

Wir Mitglieder sollten diese Idee ernsthaft in Betracht ziehen. Die nächsten sechs Monate werden entscheidend sein, wohin der Zug fährt. Alle DGV-Mitglieder sollten sich einbringen und wir sollten uns solidarisch zeigen, auch die Präsidenten von Hubbelrath, Falkenstein und Eichenried, sonst wird die besagte Talsohle für alle noch tiefer sein.


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.