Rechtfertigung



Sehr geehrter Herr Nothelfer,

auf meine Antwort zu Ihrer „Auf-ein-Wort-Stellungnahme“ brauchen Sie nicht lange zu warten - und so werde ich es auch in Zukunft halten.

Unser Präsident beschwert sich über meine umfangreichen Rundbriefe an die DGV-Mitglieder und über die Seiten im Mitgliederforum www.dgv-mitglieder-forum.blogspot.de, auf denen ich meine Meinung äußere.

Dazu schreibt Herr Nothelfer in seinem Rundschreiben wörtlich: „Dabei werden in wechselnder Folge Vorwürfe im Hinblick auf behaupteten, unlauteren Umgang in Meinungsbildungsprozessen mit den DGV-Mitgliedern vermeintliche Interessenkollisionen, persönliche Befähigungen und Nichtbeachtung des Mitgliederwillens erhoben“.

Versteht jemand den Satz? Wenn Herr Nothelfer ausdrücken will, dass die Präsidiums-Mitglieder einen „dicken Hals“ aufgrund meiner Kritik haben, verstehe ich das sogar. Wenn alles eitler Sonnenschein wäre, gäbe es nichts zu kritisieren. Zu meinem Selbstverständnis gehört die Einstellung, „wer die Musik bezahlt, bestellt auch, was gespielt wird“. Wir DGV-Mitglieder bezahlen! Es war richtig, dass ich die Fehler der Vergangenheit beschrieben habe. Nur so kann man lernen. Die Zukunft ist ja noch nicht geschehen und meine Hoffnung ist, dass wir DGV-Mitglieder zukünftig Einfluss nehmen können. Es müssen unbedingt Veränderungen geschehen. Denn ein „Weiter-so“ geht nicht.

Herr Nothelfer glaubt, wir Mitglieder dürfen das Präsidium nicht kritisieren. Wir leben doch nicht in einem Zeitalter der Monarchie und der Präsident ist ein absoluter König. Alle gewählten Präsidiums-Mitglieder haben sich freiwillig für das Amt zur Wahl gestellt. Kein Mensch hat die Präsidiums-Mitglieder dazu gezwungen. Die Betroffenen sollen doch einmal ganz ehrlich erklären, warum sie ihr Amt angestrebt haben.

Die meisten DGV-Mitglieder haben unter der Last der Probleme schwer zu leiden. Unser Hauptproblem ist das Image des Golfsports in der Bevölkerung. Keine Sportart in Deutschland hat solch negative Darstellungen in Werbe-Blöcken hinnehmen müssen. Bilder voller Klischees werden gezeigt: „ Alte Herren Sport in kariertem Outfit“, die sich als Gruppe im Bildhintergrund stehend entrüsten. Diese Bilder waren monatelang zu sehen. Leider treffen diese das Empfinden der meisten Bundesbürger.

Lange Jahre vermittelte uns die DGV-Führung, dass der Golfsport über Spitzensport Aufmerksamkeit und Anerkennung in der Bevölkerung erreichen könnte. Eigentlich gibt es Chancen, dass über den Weg des Profisports, Journalisten über Golf berichten müssen. Leider wird diese Möglichkeit verschenkt. Wir Clubs bezahlen jedes Jahr 15 Millionen Euro für Jugend- und Mannschaftssport inklusive Sonderzahlungen für Spitzensport. Aber es kommt wenig dabei heraus. Wiesbaden ist für den Spitzensport zuständig – aber auch dafür verantwortlich, dass diese Möglichkeit nicht genügend genutzt wurde. Alle Anstrengungen haben nicht genug Erfolg gebracht.

Die Weltranglisten zeigen es brutal klar: Unsere Trainer für die Jugend- und Herrennationalmannschaft, die seit acht Jahren im Amt sind, haben keinen Spieler auch nur den kleinsten Schritt nach vorne gebracht.

Die Mitgliederentwicklung ist das traurigste Kapitel der gesamten DGV-Misere. Als ich meinen ersten Golfplatz gebaut habe, gab es noch Mitglieder-Steigerungsraten von 20 Prozent. Golf boomte unglaublich. Goldgräberstimmung herrschte in ganz Deutschland.

Mit den Aussagen zur Spitzensport-Sonderzahlung, wir bekommen Profis von der Klasse Graf-Becker-Stich und erreichen damit eine Mitgliederzahl von einer Million Golfern, lag das Präsidium völlig daneben. Mit den vom DGV mitfinanzierten Umfragen, die vorgaben, vier Millionen Bürger interessierten sich für Golf, beeinflusste das Präsidium, dass sich die Golfplatz-Dichte in Deutschland weiterentwickelte.

Um die Jahrtausendwende änderten sich die Verhältnisse jedoch. Das Präsidium startete zusammen mit der VcG Aktionen wie „Play Golf-Start Living“ und die Golf-Kaufhausaktionen, um gegenzusteuern. 2006 wählten wir Mitglieder, nach viel Stress auf der Jahreshauptversammlung, die „Josef-Nagl-Strukturkommission“. Das Präsidium berief 2007 die Frank-Thonig-Strukturkommission ins Amt und die Herren brachten die Broschüre „Golfentwicklung in Deutschland“ heraus und verschickten diese an alle DGV-Mitglieder. Darin hat das gesamte Präsidium von gesundem Wachstum und zukunftsfähiger Golfentwicklung geschrieben.

Der Präsident beschreibt in seinem Bericht die Ergebnisse einer DGV-Markstudie: 6,3 % von 12.098 befragten Bundesbürgern empfanden Golfspielen als sehr interessant; 4.1 Millionen Bundesbürger seien besonders interessiert, Golf auszuprobieren.

Seitdem ist die prozentuale Entwicklung der Mitgliederzahlen im freien Fall. Seit dem Frühjahr dieses Jahres hat das Präsidium erneut eine Struktur-Kommission berufen.

In diesem oder nächstem Jahr haben wir die rote Null. Alle Bemühungen haben bisher nichts gebracht. Der Präsident beschwert sich darüber, dass man Kritik äußert. Lächerlich! Wir sind nicht mehr in den fünfziger, sechziger oder siebziger Jahren, als Golf ein Hobby von reichen Leuten war, die jede Summe bezahlten, wenn es nötig war. Zurzeit geht es bei über 400 Anlagen nur darum, wie sie über die Runden kommen. Ca. zehn Betreiber haben in diesem Jahr Konkurs angemeldet. Natürlich haben wir Mitglieder das Recht, Kritik zu äußern - und ich allemal.

Es ist schon überraschend, dass der Präsident glaubt, es gebe nur einen Kritiker.

Es geht nicht darum, dass sich das Präsidium gut fühlt! Es geht darum, dass wir Mitglieder zufrieden sind!


Eine gute Zeit


Heinz Wolters


P.S.: In der Gerüchteküche brodelt es. Für die nächste Jahreshauptversammlung hat das Präsidium einen Befreiungsschlag vor. Ich will das aber nicht erst in Frankfurt hören, sondern vorher mit den DGV-Mitglieder-Verantwortlichen darüber diskutieren.

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