Reaktion auf die Broschüre „Golfentwicklung in Deutschland/Zwischenbericht“

Sehr geehrter Herr Präsident,

es sind nur noch weniger als 90 Tage bis zur Jahreshauptversammlung, dem sehr wahrscheinlich wichtigsten Mitgliedertreffen seit Jahren.

Ein bekanntes Golfmagazin schreibt: „Heinz Wolters, der schärfste DGV-Kritiker.“ Falsch! Ich kritisiere das Präsidium und das Hauptamt Sport des DGV. Ich bin DGV! Nach meinem Ableben ist mein Sohn mit der Firma immer noch DGV. Ich versuche lediglich, die Interessen der Mitglieder zu artikulieren. Und das bei einem Null-Wachstum, nur 400.000 Vollzahlern und Erfolglosigkeit beim Spitzensport! Das Präsidium ist für das schlechte Image des Golfsports in den Köpfen der 81 Millionen Bundesbürger verantwortlich. Seit 20 Jahren versucht die DGV-Führung, Wachstumsimpulse zu setzen - bisher leider mit wenig Erfolg.

Dass ich das Präsidium und das Hauptamt kritisiere, ist mein Recht, und ich bin mir sicher, dass ich mit meiner Kritik Handlungsprozesse beeinflusst habe, die auf lange Sicht die Situation der Mitglieder verbessern wird. Für alle DGV-Mitglieder ist es Pflicht, sich eine Meinung zu bilden.

Mit freundlichen Grüßen

gez. Heinz Wolters


Widerspruch:

Mit dem Satz „Golf hat sich in den letzten Jahrzehnten in Deutschland außerordentlich erfolgreich entwickelt“ steht der Präsident alleine da. Das entspricht nicht der Wahrheit! Es ist richtig, dass viele Macher in den 80er und 90er Jahren auf den Euphoriezug „Golf ist eine Goldgrube“ aufgesprungen sind. Mit immer mehr in allen Winkeln Deutschland neu eröffneten Golfanlagen konnten DGV-Neu-Golferzahlen präsentiert werden, die Golf als Trendsportart aussehen ließen. Dabei wurde übersehen, dass Wachstum hauptsächlich über Neubau-Golfplätze generiert wurde. Bei 30 oder 40 neuen Golfplätzen im Jahr kann man davon ausgehen, dass 80% der Neu-Golfer über die neuen Standorte geworben wurden.
Seit Jahren ist jedoch Nüchternheit eingekehrt.
2012 sind in ganz Deutschland nur noch drei Golfplätze gebaut worden. Die ersten Anlagen werden vielleicht zurückgebaut. Wir befinden uns in einer Phase des Null-Wachstums und großer Zukunftsängste gepaart mit Schuldzuweisungen, wer für die Misere verantwortlich ist.


Der Präsident schreibt, jeder einzelne Club trage Schuld am schlechten Image des Golfsports. Die Aussage, Wachstum werde in den Clubs generiert, ist aber nur die halbe Wahrheit. Die Rahmenbedingungen für eine positive Mitgliederentwicklung werden von „Wiesbaden“ stark beeinflusst. Herr Nothelfer verfällt in der Broschüre „Golfentwicklung in Deutschland“ in alte Muster. Er schreibt, dass Golf „im Sport, in der Gesellschaft, in der Wirtschaft und in der Politik Deutschland bewegt.“ Wie soll das gehen? In der gleichen Broschüre ist Gegenteiliges nachzulesen: „…die absoluten Zuwachszahlen und das relative Wachstum nimmt in den letzten Jahren signifikant ab!“ „Die Entwicklung für dieses Jahr ist nochmals niedriger!“ Alle Aussagen auf den ersten Seiten der Broschüre „Golfentwicklung in Deutschland“ sind in sich nicht schlüssig!

Herr Nothelfer verspricht, er wolle mit uns DGV-Mitgliedern eine ergebnisoffene Diskussion führen und schreibt, er möchte uns „bei dem Planungs- und Entscheidungsprozeß mit klarem Blick für Strategie“ mitnehmen. Seit zwei Jahrzehnten haben DGV-Präsidenten immer wieder mit unterschiedlichsten Ansätzen Mitgliederzuwächse versprochen. Es tut mir leid, aber ich glaube das nicht mehr! Ich bin schon zu lange dabei.

Es fängt schon damit an, dass im Präsidium die Absicht besteht, erst beim Verbandstag das Programm zur Golfentwicklung vorzustellen. Alles wird so gehandhabt wie in den letzten 20 Jahren. Ein Vorschlag kommt von der Empore, aus dem Plenum werden ein paar Redegewandte Beifall signalisieren (dazu fallen mir sofort etliche Namen ein) und bei der Abstimmung wird die Mehrheit der Anwesenden zur Zustimmung den Arm heben. Das Präsidium wird sich wie immer auf einen Mehrheitsbeschluss berufen können. Die Krux ist, die Mehrheit aller Stimmberechtigten nimmt gar nicht an der jährlichen Mitgliederversammlung teil (2013 waren ca. 585 Stimmrechte anwesend, aber ca. 1.000 nicht anwesend), sodass die größere Zahl der Stimmrechte bei Abstimmungen überhaupt nicht gezählt wird.

Mit 51% aller ausgezählten Stimmen wird jeder Antrag entschieden. Ich bin mir aber sicher, dass es mehr als 51% „unzufriedene DGV-Mitglieder“ gibt. Gehören Sie zu den DGV-Mitgliedern, die schon entschieden haben, nicht nach Frankfurt zu fahren? Für den Fall biete ich an, diese Stimmen zu verwalten und bei Anträgen, die vorher noch besprochen werden, einzusetzen. Wenn Sie ein Thema haben, schreiben Sie es mir bitte. Für mich ist das die einzige Möglichkeit, gegen die angestrebte und immer wieder erreichte Meinungsführerschaft des Präsidiums anzukommen. Sollten nicht „51% Protest-Stimmen“ zusammen kommen, wird sich in der nächsten Zeit im DGV nicht viel ändern. Eigentlich können wir uns diese Haltung nicht mehr erlauben, denn wenn es noch weiter abwärts gehen sollte, wird es richtig schmerzhaft. Weniger als 400.000 „Vollzahler-Golfer“ machen es für DGV-Mitglieder schwer, „gute Manager“ zu sein.

Wenn man die Zeichen richtig deutet, ist zu erkennen, dass alles wie immer läuft:
die offenen Angriffe vom Präsidenten der VcG und Herrn Nothelfer auf meine Kritik, dazu kommen die neuerdings immer wiederholten Aussagen, wir Mitglieder seien für das Image des Golfsports selbst verantwortlich und „das Management vor Ort leidet unter fehlender Qualifikation, um mittelständische Unternehmen zu führen.“ Mir ist es unverständlich, dass wir DGV-Mitglieder uns diese Schelte ohne Widerspruch gefallen lassen. Die Schuld an der augenblicklichen Misere bei uns DGV-Mitgliedern zu suchen ist unglaublich. Wir DGV-Mitglieder haben ohne Steuersubventionen und meistens mit privatem Geld 720 Golfsportanlagen flächendeckend in ganz Deutschland gebaut. Dass die Zeiten für alle Golfplatzbetreiber schwer sind, liegt auch daran, dass vom Präsidenten große Mitgliederzuwächse vorhergesagt wurden, aber die eine Million Golfer im Verband nie Wirklichkeit geworden sind. Diese Tatsachen will der Präsident Herr Nothelfer nicht wahr haben. In einem Gespräch erklärte er mir, dass das Protokoll der Jahreshauptversammlung 1996 nichts davon enthalte.

Lieber Herr Nothelfer - nochmals ausführlich. Ich kann die Geschehnisse der Jahreshauptversammlung von 1996 wie einen Film vor meinem Auge ablaufen lassen. Ich saß auf der linken Seite, 8. bis 10. Reihe. Es ging an den beiden Tagen nur um die zusätzliche Spitzensportförderungsabgabe. Der Vortragende des Präsidiumsantrages kam ins Stottern, weil aus dem Mitgliederplenum die DGV-Mitglieder dem Redner jede Menge Widerspruch entgegen schleuderten. Der Präsident, Dr. Scheuer, saß fünf bis zehn Meter rechts hinter dem Sprecher. Plötzlich sprang Herr Dr. Scheuer auf und übernahm das Mikrofon und die Leitung der Diskussion. Ich war beeindruckt. Der Auftritt war ein Erlebnis. Der Präsident malte die Zukunft mit Überzeugung. Mit einer Spitzensportleistungsabgabe würde man Golfer von der Qualität Graf-Becker-Stich aufbauen. Das hätte zum Ergebnis, dass eine Million Golfer in die DGV-Clubs kämen. Bei der Abstimmung gab es nur noch drei Gegenstimmen. Die Abstimmung wäre niemals von den Mitgliedern so entschieden worden, hätte der Präsident die anwesenden Stimmberechtigten nicht mit seinen Ausführungen mitgenommen. Für dieses Abstimmungsergebnis zahlen wir Mitglieder jedes Jahr zwei Millionen Euro.

In den darauf folgenden sieben Jahren habe ich acht Golfplätze gebaut und betrieben.
In allen vom DGV bezahlten Umfragen wurde mit Millionen von Interessenten jongliert. Ich habe - wie viele andere - den Herren vom Ehrenamt geglaubt. Noch beim Forum in Wiesbaden vor einigen Monaten erzählte uns ein junger „Leutebefrager“, dass vier Millionen Bundesbürger am Golfsport interessiert seien. Die Wahrheit aber besteht in 400.000 Vollzahlern in den Clubs und einem Null-Wachstum bei der Entwicklung der Mitgliederzahlen. Das Präsidium versucht uns zu erzählen, wir Clubs seien für alles verantwortlich.

Wenn man tiefgreifende Veränderungen diskutieren will, müssten doch erst einmal alle Fakten auf den Tisch und man sollte dabei ehrlich bleiben. Zu den größten Versäumnissen der Entscheider des DGV gehört, dass in den 80er Jahren laut nach öffentlichen Golfplätzen (am lautesten von Präsident Dr. Scheuer) gerufen wurde, aber gleichzeitig für diese Golfer keine Anbindung an den Verband angedacht wurde. Mein erster Golfplatz war ein öffentlicher Golfplatz. In dieser Zeit wollte jeder Bürgermeister einen Golfplatz und die DGV-Führung vertrat die Meinung: die Kommunen haben Museen, Schwimmbäder und Fußballstadien gebaut, also sollen sie bitteschön gefälligst auch Golfplätze für die Öffentlichkeit bauen. Das war reines Wunschdenken!

Nach 25 Jahren hat sich dieses Verhalten als größtes Manko herausgestellt. Wie das Problem geheilt werden kann, ist die große Frage. Keine Drehtüre für die vielen Bundesbürger anbieten zu können, den Golfsport einmal auszuprobieren und den Spaß daran zu entdecken, ist der größte Hemmschuh für eine gesunde Mitgliederentwicklung im DGV.

Statt öffentliche Golfplätze zu fördern, hat das Präsidium mit dem unglaublichen Argument, man müsse den ganzen „streunenden Golfern“ eine Heimat geben, sich einen Selbstbedienungsladen, nämlich die „Vereinigung clubfreier Golfer“, gegen den Protest vieler DGV-Mitglieder installiert.

Im „Golfführer für Jedermann“ der VcG sind 376 öffentliche Golfspielmöglichkeiten aufgeführt, wie z.B., Eichenried 18 + 9 + 6 Loch, Bad Griesbach 5x18 + 3x9 + 2x6 Loch oder das Drei Thermen Golfresort mit 18 + 18 + 18 + 18 Loch, die ja wohl nicht viel mit öffentlichen Golfplätzen zu tun haben. Weiter sind mit der Postleitzahl 2 und 3 am Anfang einige Ostsee-18-Loch-Anlagen als öffentliche Golfplätze aufgeführt. Der große Rest der Standorte besteht aus 2-3-6 oder 9 Loch-Kurzplatz-Anlagen. Das als vollwertige öffentliche Spielmöglichkeit aufzuzählen, ist eine Verklärung der Verhältnisse. Wer will denn auf diesen „Mini-Golfplätzen“ spielen? Es ist wie in einem guten Restaurant, das man durch den Hintereingang betreten darf, um am Kinder- oder Katzentisch Platz nehmen zu müssen. Da vergeht einem die Lust auf das Essen.

Im Umgang mit der VcG, das ewige DGV-Mitglieder-Protestthema bei Jahreshaupt-versammlungen, müsste eine gemeinsame Entscheidung gefunden werden. Für mich ist das Thema VcG der Prüfstein, wie ehrlich der Präsident mit uns Mitgliedern umgehen will. Er sollte sich diese Entscheidung gut überlegen, denn die VcG stellt eine himmelschreiende Ungerechtigkeit dar. Meine Erklärung dieser Aussage lautet: Die DGV-Clubs mit Golfplatz stellen kostenlos ein Spielrecht zur Verfügung und die „Vereinigung clubfreier Golfer“ verkauft daraus Mitgliedschaften und macht Gewinn. Mit diesem Geld unterstützen die VcG-Entscheider irgendwelche Projekte, die uns Mitgliedern bisher nicht wirklich etwas gebracht haben.

Die letzte Information diesbezüglich besteht darin, dass jetzt mit VcG-Gewinnen Profiturniere gesponsert werden sollen. Das ist eine erstklassige Werbung für die VcG – und zwar mit dem Geld, das den Clubs zusteht.

Der Versuch, die einzelnen Clubs für das schlechte Image des Golfsports in Deutschland verantwortlich zu machen, ist ein schlechter Zug der DGV-Entscheider. Es ist richtig, dass das elitäre Verhalten eines Teils der Golfclubs für dieses Image verantwortlich ist. Dafür werden alle Golfer mit dem Attribut „alte Männer in karierten Hosen, die unter sich bleiben wollen“, belegt.

Mit Spitzenprofisport könnten wir diese Bilder in den Köpfen der 81 Millionen Bundesbürger knacken. Die Aussage von Florian Bruns aus dem Jahr 2005 „Das sportliche Image macht den Golfsport für ein breites Publikum und vor allem für die jüngere Generation interessant“ hat heute noch mehr Gewicht als vor neun Jahren. Weil wir DGV-Mitglieder 15 Millionen Euro für Jugend- und Mannschaftssport einschließlich der Spitzensport-Förderung jährlich ausgeben, sind Erfolge im Spitzensport eine Bringschuld des Hauptamtes und des Präsidiums, die von uns Mitgliedern eingefordert werden muss.

Nationaltrainer, die nahezu zehn Jahre - also eine halbe Ewigkeit - im Amt und für den Spitzensport verantwortlich sind und nachweislich (siehe Weltrangliste) keinen Spieler wesentlich verbessert haben, dürfen immer noch ihr monatliches Salär empfangen. Das wäre in keiner anderen Sportart möglich.

Das hat Wiesbaden zu verantworten! Uns Mitglieder wirft man schlechtes Management und fehlende Qualität vor. Wie soll aber dieses Verhalten des Präsidiums beim Spitzensport bezeichnet werden? Das ist Entscheidungsschwäche und kein konsequentes Management. Da misst man in Wiesbaden mit zweierlei Maß.

Für eine Zukunftsstrategie müssten „Eckpunkte“ herausgearbeitet werden. Wir brauchen: Sport – Werbung – Angebote für Wenig-Spieler. Die Außendarstellung über den Spitzensport hatte 20 Jahre bei allen Beteiligten Priorität - leider ohne den angestrebten Erfolg, obwohl viel Geld auf dem Tisch liegt. Das gesamte Fördersystem muss neu geordnet werden, und zwar mit der Zielvorgabe, wie bekommen wir erfolgreiche Profis, damit Golf in Deutschland als Sport wahrgenommen wird.

Wirtschaft ohne Werbung funktioniert nicht. Wir wollen Aufmerksamkeit für den Golfsport. Jeder Golfclub macht über irgendeinen Weg Werbung. Die Anstrengungen müssen über den Dachverband gebündelt werden. Die Projekte sollten intensiv mit Werbefachleuten diskutiert und die entstehenden Vorschläge dann konsequent umgesetzt werden. Den schwierigsten „Eckpunkt“ stellt die Zielsetzung dar, nämlich: wie bekommen wir die hunderttausend Wenig-Golfer in die Clubs oder den Verband, ohne dass die Clubs in die Falle tappen, Vollzahler zu verlieren.

Vor zehn Jahren wäre dies leichter gewesen. Zurzeit traut sich kein Club auf das dünne Eis, eine größere Zahl seiner vollzahlenden Mitglieder zu verlieren. Das Verhältnis von 400.000 Vollzahlern zu 81 Millionen Bundesbürgern müsste uns alle dazu bringen, offensiv darum zu kämpfen, die „eine Million Golfer“ zu bekommen. Wenn nicht die Verantwortlichen der Clubs selbst Verantwortung übernehmen, wird die Situation nicht besser.


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