Noch 70 Tage bis zur Jahreshauptversammlung

Während der gesamten Strategie-Diskussion und angesichts der Schuldzuweisungen müsste bei allen Beteiligten durchgedrungen sein, der deutsche Golfsport braucht dringend erfolgreichen Profisport. Das können die Herren vom DGV-Präsidium nicht bei der PGA abladen. Wir DGV-Clubs sollen laut Aussage des Präsidiums zu viele Golfplätze gebaut haben, die Anlagen schlecht managen oder wir Clubs seien für das Image des Golfsports in Deutschland verantwortlich. Diese Behauptungen entsprechen nicht, wenn überhaupt, dann nur zum Teil der Wahrheit.

Unbestritten sollte sein bei Erfolgen im Profisport würde der Golfsport bei 80 Millionen Deutschen einen ganz anderen Stellenwert erhalten. Bei zählbarem Erfolg müssten die Meinungsmacher der Medien Golf zum Thema machen. Dann wäre der Golfsport ein Muss-Thema für alle Journalisten. Beispiel gefällig? Am Montag nach seinem Erfolg in Katar (er hatte den 16. Platz in einem European Tour-Turnier belegt) konnte man Dominik Foos fünf Minuten lang in einem Radiointerview zur besten Sendezeit auf SWR3 hören. Bei Erfolgen würden eine Vielzahl von Berichten über Spieler und Turniere die negativen Bilder von Golf in den Köpfen der Bundesbürger verändern. Golf würde dann als Profisport wahrgenommen und nicht nur als ein Spazierengehen von alten Männern angesehen werden.

Dafür braucht der DGV eine größere Zahl junger Golfer, die ihren Berufswunsch des Playing-Professional ausleben - aber dafür brauchen sie Profi-Turniere in Deutschland oder reiche Väter.

Die Pro-Golf-Tour ist für junge Sportler die Möglichkeit, Profiturniere zu spielen, und sie ist damit ein Sprungbrett, um bei einer Weiterentwicklung in einigen Jahren auf die Challenge-Tour und als nächste Stufe in die erste Liga, die European-Tour, zu kommen. Kaymer, Siem und Kieffer haben es vorgemacht. Leider ist das in Wiesbaden noch nicht angekommen.

Wenn junge Golfprofi-Anfänger die ersten Schritte auf der Pro-Golf-Tour machen, wird allen Beteiligten schnell klar, man muss auch Reiseweltmeister werden: Die Saison 2014 fängt mit Turnieren in der Türkei an. Zu diesen beiden Turnieren mussten alle Teilnehmer 1000 Euro Startgeld bezahlen, damit überhaupt um ein Preisgeld gespielt werden kann. Weiter geht es dann für drei Turniere nach Marokko, d.h. drei verschiedene Standorte in Nord-Afrika, die mit Mietwagen angefahren werden. Danach zu zwei Turnieren nach Ägypten. Nach einer Spielpause muss wieder das Flugzeug für drei Turniere nach Marokko bestiegen werden,. Nach einem Heimaturlaub geht es über eine 1.000 km Fahrt nach Österreich für zwei Turniere. Für ein Turnier geht es schließlich wieder in die Türkei. Endlich stehen fünf Turniere in Deutschland auf dem Turnierplan. Abschließend zum Saisonende werden in Polen zwei Turniere gespielt. Die jungen Golfer werden ganz schön im Regen stehen gelassen.

Die Kosten der „Turnier-Reise-Saison“ belaufen sich auf ca. 25.000,- Euro plus 6.000,- Euro Startgeld plus Mitgliedschaft in der PGA- und Pro-Golf-Tour. Weitere 10.000,- Euro „persönlicher Kosten“ für das Jahr müssen hinzugerechnet werden. Zu teuer, um mal eben einen Versuch zu starten, ob man es als Golfprofi schaffen könnte. Es geht nur mit vollem finanziellem Einsatz oder gar nicht. Für junge Golfer wäre es eine enorme Unterstützung, wenn genügend Pro-Golf-Tour-Turniere in Deutschland stattfänden.

Das war Gegenstand einer fünfstündigen Diskussion in Bad Bellingen im letzten Jahr mit dem neuen Sportdirektor Marcus Neumann. Trotz Bestätigung und Zusage, er werde sich darum kümmern, passierte nichts. Die Forderungen trafen auf taube Ohren. Die Idee einer deutschen Profiliga durfte ein saarländischer Clubpräsident in Wiesbaden vortragen - aber mehr auch nicht.

Turniere, die junge Pro´s mit dem Auto erreichen können, um dann in kleinen Hotels oder auf Campingplätzen zu wohnen, mit einem angemessen niedrigen Startgeld, wären Maßnahmen, die den deutschen Jung-Pro´s enorm helfen würden. Spitzensport ist ein Teil des Puzzles für eine bessere Zukunft der Mitgliederclubs und somit auch des Verbandes. Mit Spitzensporterfolgen und gezielter und gebündelter Werbung kann das Interesse der Bundesbürger am Golfsport zu geweckt werden. Das erzeugt Nachfrage. Erst dann greift die These Dr. Billions: „All Business is local.“

Viele Antworten auf meine Briefe per Mail und Telefon an mich haben als Resultat ergeben, eine Preiswert-Mitgliederkarte wird von den meisten Verantwortlichen der Clubs nicht mitgetragen. In der Diskussion mit meinem Team kam heraus, bei uns würden 300 bis 400 Mitglieder in eine Golf-Pass-Mitgliedschaft wechseln. Den Weg „Golf-Pass“ würden wir nur mitgehen, wenn die große Mehrheit der DGV-Mitglieder für einen Golf-Pass stimmen würde.

Was geht noch? Der Präsident schreibt, wir sollen auf den Babyboom der 60iger Jahre warten, die gehen bald in Rente und werden Mitgliederzuwächse bringen.

Öffentliches Golf mit entsprechenden Anlagen ist um 1985 verpasst worden. Für die Einführung eines Golf-Passes wurde im Jahr 2006 die letzte Chance vertan (nachzulesen im Text „Denver Clan“ im DGV-Mitgliederforum http://dgv-mitglieder-forum.blogspot.de/). Der Golf-Pass ist derzeit mit den meisten Mitgliedern nicht durchsetzbar.

Mit Spitzenprofigolf und Werbung besteht nach allen Abwägungen sehr wahrscheinlich der einzige machbare Weg, Nachfrage zu erzeugen, um aus dem Tief der Mitgliederentwicklung heraus zu kommen. Dafür ist jedoch Wiesbaden verantwortlich.

Aber damit kommen wir zu einem weiteren Problem. Denn so, wie es in den letzen zwanzig Jahren gehandhabt wurde, behält der Spitzenprofigolf in Deutschland sein Mauerblümchen-Dasein. Jeder Golfer hat sich schon einmal die Frage gestellt, wie es zu den Erfolgen unserer „Golfnachbarn“ komme und warum es bei uns nur Einzelerfolge von ein paar Golflehrern gebe. Obwohl das Präsidium und das Hauptamt Sport unter Dauerkritik stehen, macht man mit den gleichen Personen und gleichen Rezepten weiter. Die Ernennung des Damen-Nationaltrainers der letzten zwölf Jahre zum Sportdirektor des DGV lässt vermuten, dass dieser nichts gegen seine früheren Kollegen unternehmen wird. Anstatt neue Wege zu suchen, macht man in alten Mustern weiter. Eine Handvoll junger Golfer wird mit Förderungen zugeschüttet. Der Rest bleibt sich selbst überlassen.

Nationaltrainer Zilg sagte in einem Interview, seit Oktober sei man mit der Mannschaft in der Vorbereitung für die Saison 2014: Lehrgang in Sankt Leon Rot, ein Termin in Holland bei Putting-Spezialisten, Fitnesslehrgang in Heidelberg, erneuter Trip nach Holland, Training in den USA, im Januar nach Dubai und anschließend die Teilnahme des Teams auf der Pro-Golf-Tour in der Türkei. Die Turnierergebnisse dieser Reise ist die Bestätigung der Aussage von Sportdirektor Markus Neumann, der nach dem enttäuschenden Abschneiden im letzten Jahr bei der Europameisterschaft im Interview mit dem Golf-Journal meinte, die jungen deutschen Amateure spielten alle an ihrem Limit, mehr sei nicht zu erwarten. Was für ein anmaßendes Urteil!
Die Pyramidenförderung beizubehalten, ist der große Hemmschuh. Herr Neumann darf diese Meinung haben, aber alles beim Alten lassen, nichts verändern, dass darf der Sportdirektor des DGV nicht. Er ist uns Mitgliedern gegenüber in der Pflicht.

Mit vierzehn Jahren werden 100 Jugendliche von 30.000 aus ganz Deutschland in 12 Landesverbänden in die D4-Kader berufen. Noch extremer wird der Übergang in die DGV-Förderung. Ganze zehn männliche Jugendliche im Alter von sechzehn Jahren werden in den folgenden zwei Jahren im Jugend-National-Kader betreut. An der Aussage des verantwortlichen Sportdirektors festgemacht, kann davon ausgegangen werden, dass wenigstens die Hälfte der Abiturienten (19- bis 20-Jährige) ein Studium anfangen wird. Die neuste Nachricht, zum Beispiel Sebastian Schwind, zeigt die ganze Problematik der Ausrichtung der DGV-Spitzensportförderung auf. Als dreifacher Deutscher Meister wurde Sebastian Schwind von Golfdirektor Markus Neumann als kommender, erfolgreicher Profigolfer angekündigt. Herrn Neumanns Aussage in die Fernsehkamera lautete: „Einmal deutscher Meister, zweimal deutscher Meister, dreimal deutscher Meister, wer denn sonst wird erfolgreicher Profigolfer.“ Sebastian Schwind hat mit einem Studium angefangen und für sich den Weg der beruflichen Sicherheit gewählt und wird sehr wahrscheinlich in Zukunft in einer Ligamannschaft aufteen. Ein immer wieder zu sehendes Muster ist, dass Nationalspieler in die USA übersiedeln und dort ein Studium absolvieren.

Die wenigen Übrigbleibenden, die den Traum eines Playing-Pro als Beruf ausleben, sind einfach zu wenig, um großen Erfolg für Deutschland einzufahren. Das frühe Auswahlverfahren ist die Krux der DGV-Jugendförderung. Es ist sehr vermessen, beurteilen zu wollen, ob ein 14-Jähriger genug Talent zum Spitzengolfer hat. Nachweislich setzt bei den meisten Jugendlichen die Entwicklung erst viel später ein. Die meisten der über 99,5 % ausgesiebten Jugendlichen gehen damit dem Spitzensport verloren.

Seit Jahren versuche ich, die Thematik der falschen Jugendförderung anzusprechen. Mit Herrn Nothelfer, Herrn Bruns und Herrn Neumann habe ich ausgiebig über diesen Umstand diskutiert.

Wir vom „Drei Thermen Golfresort“ haben diesbezüglich zwei Anträge bei der Jahreshauptversammlung gestellt. Wir sind dabei hinterlistig vorgeführt worden. Einmal wurde unser Antrag von Prof. Buddinger ins Lächerliche gezogen, später hat mich der damalige Sportwart des DGV bei der Abstimmung ausgetrickst. Harte Wortwahl? Nein, es war wirklich so! Es hat sich nach Jahren gezeigt, dass ich mit meinem Vorstößen Recht hatte. Das befriedigt aber nicht. Es ist unverständlich, wie die Verantwortlichen auf ihrer Meinungsführerschaft beharren und an der Pyramidenförderung festhalten.

Ich persönlich bin zu der Erkenntnis gekommen und die festigt sich immer mehr, dass wir Mitglieder beim nächsten Antrag zur Wiederwahl des Präsidiums mit 51% gegen diese Anträge stimmen müssen. Es wird sich nichts ändern, wenn wir unsere Unzufriedenheit nicht demonstrieren. Stimmrechte, die nicht bei Abstimmungen gezählt werden, verändern nichts und helfen auch nicht.

Ohne gravierende Veränderungen wird alles so bleiben, wie es ist. Viel weiter abwärts darf es nicht gehen. Da ich davon überzeugt bin, dass handelnde Personen ihren Posten beibehalten wollen, wird eine Abwahl die nötige Bewegung bringen.
Bitte nicht vergessen, es ist unser Verband. Wir Mitglieder bezahlen alles und sind von dem Erfolg abhängig. Wir dürfen auch Veränderungen herbeiführen. Es ist unser DGV-Mitgliederrecht, genau genommen auch unsere Pflicht.

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