„Vision“


Hat es das schon mal gegeben? Im Golfmagazin schrieb ein Leser: „Ich kann nur hoffen, dass der DGV-Präsident, Herr Joachim Nothelfer, zeitnah sein Amt niederlegt und Menschen kommen, die Visionen haben.“ So weit ich mich erinnere, habe ich in Golfmagazinen solche Sätze über frühere DGV-Präsidenten nie gelesen. Ganz richtig sind die Vorwürfe Björn Bernds, dem Verfasser dieser Zeilen, jedoch nicht.
Der Präsident verkündet regelmäßig in Magazinen, Rundbriefen und Jahresberichten seine Visionen. Da gibt es beispielsweise die „Vision Gold“ - mit dem Ziel, dass Deutschland eine Olympische Goldmedaille gewinnt - oder die, dass mit der Kramski-Liga deutsche internationale Spitzenspieler produziert werden. Das sind seine Visionen! Weiter lesen und hören wir von Herrn Nothelfer immer wieder, dass er den Golfclubs helfen möchte und aufzeigen will, wie wir Vollzahler generieren können. Auch das ist eine Vision von unserem Präsidenten.
Seine neueste Vision hat Präsident Nothelfer bei der Pressekonferenz auf der Messe in Stuttgart kundgetan. Menschen aus der Generation 50plus und Berufsausscheidende sollen das Loch, das durch die Vollzahler entstanden ist, die aus den Clubs in die VcG und hin zu Fernmitgliedschaften geflüchtet sind, auffüllen. Ob das Visionen sind oder doch eher Durchhalteparolen, müsste Herr Nothelfer schon selbst erklären. Für mich sind es reine Durchhalteparolen! Denn wenn man die „Marktberichte - Golfanlagen 2014“ von Dr. Billion liest, muss man zu diesem Schluss kommen. 286 gewerbliche Anlagen haben schon 2012 Minus-Zahlen geschrieben und 2013 haben acht Betreiber Konkurs anmelden müssen. Die Aussage, wir müssen uns gesund schrumpfen, hat schon jetzt seine makabere Bedeutung.

Falsche Einschätzung

Wenn man den Jahresbericht 2013 - gerade vom DGV verschickt - liest, ist Deutschland angeblich die zweitgrößte Golfnation in Europa. Das hat aber nichts mit Visionen zu tun, sondern ist eine klare Fehleinschätzung der Sachlage.
Bei einer Golferdichte von 0,79% - ähnlich wie in Spanien 0,67% und Frankreich 0,65% - bei 80 Millionen Bundesbürgern, von denen zwölf Millionen Haushalten, also ca. 25 Millionen Bürger und Bürgerinnen, ein Einkommen von mehr als 5000,- Euro netto monatlich zur Verfügung steht, und einer Golfplatzdichte von 730 Golfanlagen in ganz Deutschland muss man einfach feststellen: hier sind keine Visionen mehr erforderlich, sondern es ist einfach sachliches und fachliches Handeln angebracht!
Die Halb-Wahrheit vom „all business is local“ ist unüberlegt und versucht eine Schuldzuweisung zu machen, die nur allzu gerne von den Entscheidern in Wiesbaden gebraucht wird. Die VcG ist nicht von „local-Golfanlagen“ gegründet worden. Die aggressiven Werbemaßnahmen und das Preisdumping sind nicht regional verabredet worden - und auch die Schwemme der Fernmitglieder ist nicht von den einzelnen Golfclubs zu verantworten.
Die Entscheider in Wiesbaden haben nichts gemerkt. Sie haben sich vielleicht zu sehr mit Olympia und der Vision Gold beschäftigt. Olympia-Gold soll uns neue Mitglieder in die Clubs bringen. Das ist zwar eine Vision, aber auch eine gefährliche Fehleinschätzung! Hinzu kommt, dass es in Deutschland zurzeit keine Spieler gibt, die diese Vision umsetzen könnten. Unsere Pros, die in Rio für Deutschland antreten werden, sind zurzeit Martin Kaymer (Nr.61), Marcel Siem (Nr.139) und Max Kieffer (Nr.275 in der Weltrangliste). Danach kommt erst einmal ein paar hundert Ranglistenplätze gar nichts, erst dann werden wieder deutsche Pros aufgelistet. Über vier Millionen Euro werden für Spitzensport von Wiesbaden ausgegeben. Ca. zehn Trainer und Betreuer stehen beim DGV in Lohn und Gehalt und in der Zentrale arbeitet noch einmal ein ganzes Büro für den Reisebetrieb und Gehaltsabrechnungen. Das Ergebnis aller Anstrengungen ist jedoch null. Spärliche Einzelerfolge bei den Amateuren werden hochgejubelt - als wenn es Weltmeisterschaftserfolge wären. Dabei merken die Herrschaften in Wiesbaden gar nicht, dass das einzige, was in den Medien Resonanz findet, männliche Profierfolge sind.
Man ist in der Wahrnehmung so weit von der Realität entfernt, dass es weh tut. Erfolge im Golfsport sind aber nicht „local-business“, sondern eine „Wiesbadener“ Bringschuld! Also wir haben hier ein überregionales „Nicht-liefern“.

Eine Lösung bezüglich VcG und Fernmitgliedschaften muss gefunden werden

Überregionale Bringschuld ist auch, dass endlich eine Lösung bei dem VcG-Ärgernis und den Fernmitgliedschaften gefunden wird. Die Vision ist, dass man in den Monaten nach der Jahreshauptversammlung in Wiesbaden eine Lösung finden will, um über diese im November auf einer außerordentlichen Mitgliederversammlung abstimmen zu lassen. Die Landesgolfverbandsvertreter, also 20 Männer im Verband, wollen dann wieder ihre Meinungsführerschaft durchsetzen. Die Möglichkeit dafür besteht und es ist nicht einmal eine Vision. Über das Ausweis-Monopol des DGV könnte man eine Menge regulieren, auch dass die VcG Vergangenheit wird. Es liegt in der Macht der 20 Männer im DGV oder von uns DGV-Mitgliedern. Dazu braucht man keine Vision, man müsste einfach nur handeln!
Die DGV-Broschüre „Programm 2018“ des Präsidiums ist in einer exzellenten Wortwahl verfasst, sodass die Aussagen im ersten Augenblick beeindrucken. Spätestens beim Baustein fünf muss jeder Clubverantwortliche aufpassen und für seinen Club klären, wohin die Reise gehen soll, denn hier ist wieder eine Vision des Präsidenten zu erkennen. Er möchte einfach aus allen Golfanlagen „open-door“ machen und jeder, der Lust hat, Golf auszuprobieren, solle das tun.
Ein sehr erfolgreicher Golfplatzbetreiber sagte resigniert: „Es gibt keine machbare Lösung, die Situation ist zu verfahren.“ Und genau deshalb müssen alle eine Kompromisslösung suchen und dieser zustimmen. Denn so wie bisher geht es nicht weiter! Wir sind bei Null. Wir DGV-Mitglieder sollten schon sagen, wohin es gehen soll. Die im Baustein fünf angesprochene VcG ist als Qualitäts-Karte verbrannt. Mit 23.000 Mitgliedern ist die VcG im Verhältnis zu 120.000 Fernmitgliedern und 600.000 „non-member-Golfern“ von der Personenzahl verhältnismäßig unbedeutend. Der wesentliche Unterschied besteht darin, dass die VcG von den jeweiligen Präsidenten immer wieder „gepudert und gepampert“ wird, weil das Präsidium auf die Finanzen und das Handeln der VcG Einfluss hat.
Bei den zahlenmäßig viel wichtigeren Fernmitgliedern machen die Kartenhändler das Geschäft und werden immer gieriger. Die Verweigerer aller Eingebunden-sein-Golfer sind die „Non-member-Golfer“, die mit mindesten 500.000 Golfern die größte Gruppe aller Personen im deutschen Golfsport ist. Ob sich diese Menschen jemals wieder in das Clubmitgliedersystem eingliedern lassen, ist eine der großen Fragen, die für die Wirtschaftlichkeit der Golfanlagen wichtig wird. Beim Betrachten dieser Gegebenheiten sehen viele den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr.

Fernsehwerbung

20 Millionen Deutsche, die sich die „Lebensqualität Golfsport“ leisten könnten, werden vom Präsidium und von den meisten betroffenen Clubs und Anlagen nicht gesehen. Die Gruppe um den Betreiber Weiland möchte mit Fernsehwerbung diese große zurückhaltende Mehrheit ansprechen. Man will die Qualität und die Möglichkeiten des Golfsports medial darstellen und zeigen, dass die Türen offen sind. Der Hemmschuh für diesen Weg ist das schlechte Image des Golfsports: 51% der Deutschen empfinden den Golfsport als nicht attraktiv und nur 11% sind gegenüber diesem Sport aufgeschlossen. Das ist ein überregionales Image.
Aber das ist eine nicht genügend angesprochene Mehrheit und es ist nur zu einem kleinen Teil ein Problem des „local business“. Eine Faustregel in der Mitglieder-Werbung ist, dass ein Interessent den Gedanken drei bis vier Jahre mit sich herum trägt, bevor er dann wirklich auf die Übungswiese kommt und unseren Sport ausprobiert. Überregional immer wiederkehrende Bilder könnten dabei helfen, dass aus dem Interesse eine regionale Nachfrage entsteht. Erst dann haben Clubs die Möglichkeit, mit Höflichkeit, Service und guten Angeboten zum Zuge zu kommen. Von entscheidender Wichtigkeit ist dann, wie gut und sympathisch der Golflehrer ist. Das ist bei der gesamten Entwicklung einer Beziehung zwischen Interessent und Golfclub von entscheidender Bedeutung. Ganz sicher ist, dass dabei die Freundlichkeit der Ansprache im Clubbüro zweitrangig ist. Das sind keine Visionen, sondern einfach unumstößliche Wahrheiten.
In den nächsten fünf bis sechs Monaten fallen Entscheidungen, die alle DGV-Mitglieder etwas angehen. Im November bei der außerordentlichen Mitgliederversammlung - das Datum ist vom Präsidium selbst vorgegeben - werden Pflöcke eingeschlagen, die die Zukunft beeinflussen. Jeder Clubpräsident sollte sich darum kümmern. Ich gebe zu, vor 18 Monaten habe ich mich um nichts gekümmert. Jetzt stehen wir aber alle an einem Punkt, an dem Dinge in Bewegung kommen und daran müssen wir Anteil nehmen! Keiner darf sagen, ich habe nichts gewusst.


Eine gute Zeit

gez. Heinz Wolters

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