Müssen wir
Mitglieder uns alles erzählen lassen? Ohne Widerspruch nehmen wir alles hin -
und was noch schlimmer ist, ein Teil der Club-Vertreter (Mitglieder im DGV mit
Stimmrecht) glaubt dem Präsidenten immer alles.
Das Haupt- und
Ehrenamt stellt in Interviews oder in Broschüren, scheinbar ohne viel
nachzudenken, Behauptungen auf, die oft weit von der Realität entfernt sind.
Eine der bedenklichsten Aussagen kam vom Ehrenamt: „Die Unternehmer haben zu
viele Golfplätze gebaut.“ Die Wahrheit dabei ist, dass wir Unternehmer den
Aussagen in den Umfragen vertraut haben: Nämlich der Behauptungen, in
Deutschland würden mehr als zwei Millionen Interessenten Golf spielen wollen
und der Aussage des Präsidenten, dass wir mit Unterstützung von Spitzenpros
eine Million Golfer bekommen würden. Wir haben die vom DGV bezahlten Umfragen
ernst genommen. Auch ich - und folglich habe ich dementsprechend gehandelt und
16 Golfplätze gebaut.
Nichts zu sagen oder
die Wahrheit zu verschweigen ist genauso schlimm. Eine Überraschung löste bei
allen DGV-Mitglieder-Vertretern die Richtigstellung aus, dass es in allen 720
Golfanlagen nur 400.000 Vollzahler gibt, die im Januar einen vollen Beitrag
(auch in monatlichen Teilbeträgen) bezahlen. Auf die Frage eines norddeutschen
Clubvertreters, der bei der Jahreshauptversammlung vorne links im Saal stand,
antwortete Präsident Nothelfer: „Hätte man diese negative Zahl bekannt gegeben,
die Presse hätte sich darauf gestürzt.“ Das ist der Präsident, der bei jeder
Jahreshauptversammlung uns Mitgliedern erzählt, wir seien die zweitgrößte
Golfnation in Europa! Was denn jetzt?
Der neue
Sportdirektor antwortete einem Journalisten, in Rio werden wir eine Medaille
erringen. Der Präsident gab zum Besten, bei Olympia 2020 werden wir eine
Goldmedaille gewinnen. Niemand hat widersprochen. Genau so skurril klingt die
Aussage: „Durch Liga Golf werden in Deutschland eine neue Wettspielkultur und
internationale Spitzenspieler entwickelt.“ Wir sollen glauben, dass über die
fünf Wochenende-Wettspiele Spitzen-Profis erzeugt werden.
In dem Sammelband
„100 Jahre Golf in Deutschland“, der für die Ewigkeit geschrieben wurde, liest
man unter der Überschrift „Herausforderungen auf dem modernen Golfmarkt“, der
DGV bleibe bedeutender Anwalt der Sportart. Mit 1,5 -2 Milliarden Euro sind
Golfplätze in den letzten Jahrzehnten in Deutschland gebaut worden. Bei den
e.V. Clubs sind die Investitionen von den Mitgliedern bezahlt worden.
Die Rückbesinnung
eines Fachverbandes, dass nicht mehr die Clubgründungen vorausgehen, sondern
dem Bau von Golfplätzen nachfolgen, weil es letztlich ums Golfspielen gehe, sei
nachdrücklich ins Bild gerückt. Das richtet sich gegen jeden, der mit privatem
Geld einen Golfplatz gebaut hat.
Da versteht jemand
den Golfmarkt nicht. Ohne die 720 Golf-Anlagen gibt es kein Golfspielen in
Deutschland! Und der DGV sind wir Mitglieder mit Clubhaus und Golfplatz! Bitte
aufpassen! Wir DGV-Mitglieder sind der Souverän. Wir brauchen keinen Anwalt,
der eine Rückbesinnung beaufsichtigt. Wir Mitglieder brauchen Sportmanager und
erfolgreiche Kaufleute im Präsidium.
Wir Unternehmer sind
lange den Aussagen des Ehren- und Hauptamtes in Wiesbaden hinterher gelaufen,
nämlich der Markt-Prämisse, ein großes Spielangebot führe zu noch mehr Golfern.
Das war auch lange Jahre die Richtung, die das DGV-Präsidium beschworen hat.
Bei einer
Golfer-Dichte wie bei unseren Nachbarn wäre das Marktgesetz auch aufgegangen.
Jetzt wird es langsam Zeit, dass von allen den Umständen gehorchend eine schonungslose
Ursachenforschung betrieben wird.
Dass es beim DGV
eine Klassifizierung gibt - „es ist nicht gewünscht, dass erst der Golfplatz
gebaut und nachfolgend der Golfclub gegründet wird“ - ist unglaublich. Ich
erinnere mich noch daran, dass ich vor Jahren diese Faxen satt hatte und ein
Betreibertreffen in Frankfurt im Steigenberger-Hotel organisieren wollte. Der
Saal war bestellt und die Einladungen geschrieben. Der kaufmännische Leiter und
der Geschäftsführer des DGV luden mich nach Wiesbaden ein und brachten mich von
meiner Idee ab. Man solle doch alles unter einem Dach organisieren. Kurze Zeit
später wurde der Betreiber-Verband gegründet! Ohne mich!
Die VCG ist ein
ähnliches Kapitel. Unter der Prämisse, alles unter dem DGV-Dach, damit
Kontrolle ausgeübt werden kann, hieß es, dass die „vagabundierenden
Golfspieler“ (Aussage des Präsidiums) in der VCG eine Heimat finden sollten.
Auch der Einwurf,
dass die Kommunen keine öffentlichen Golfplätze bauen, waren
Alibi-Behauptungen. Das Präsidium hat das selbst verbockt. Unternehmer hätten
diese Lücke geschlossen, wenn es eine Kartenregelung wie zum Beispiel in der
Schweiz mit der ASGI gegeben hätte. Einflussreiche Funktionäre im DGV wollten
keine öffentlichen Golfplätze.
Dass die VCG, wie
nachzulesen, eine Erfolgsgeschichte sein soll, ebenso wie „Pay und Play“ und
dass mit den Kurzplätzen der Graben zwischen dem öffentlichen und dem privaten
Golfspielen überbrückt werden könne, ist reines Wunschdenken.
Letzter Satz in dem
Artikel: „Inzwischen beginnen Clubs und Betreiber die Diskussion um die VCG von
Neuem.“ Die Gründeridee hat sich überholt. Bei der VCG Golf zu schnuppern, um
dann in einem Golfclub Mitglied zu werden, findet nur selten statt.
Der Markt hat sich
verselbstständigt.