Jugendgolf-Kongress
(15.08.13)
Ich habe eine
aufwendig gestaltete allgemeine Einladung zum Jugendkongress in Paderborn vom
Vorstand Sport des Deutschen Golf Verbandes erhalten.
Soll ich
hinfahren? Die Überlegung, eine Fahrt nach Ostwestfalen zu unternehmen, wo die
vierte Auflage (alle 2 Jahre) des Jugendgolf-Kongresses stattfinden soll,
brachte als Ergebnis, dass ich mir diesen Aufwand sparen kann. Bei drei
Professoren und vier Doktortiteln unter den Referenten, die alle geschult und
redegewandt sind, ist die Wahrscheinlichkeit, dass sich diese durch Gegenfragen
aus dem Konzept ihrer Vorstellungen bringen lassen oder dass sie gar Vorschläge
diskutieren wollen, äußerst gering
In der Einladung
wird von Herrn Neumann angekündigt: „Es gibt sicher zahlreiche Fragestellungen,
Bedürfnisse, Ideen oder Diskussionsanregungen … Diese wollen wir bei dem
Jugendgolf-Kongress berücksichtigen und bieten allen Teilnehmern an … diese mit
in das Programm aufzunehmen“. Für jemanden, der mit anderen DGV-Mitgliedern
schon viele Versuche unternommen hat, mit Vorschlägen auf Entwicklungen im
Verband einzuwirken, ist der Glaube an die Einsichtigkeit des Hauptamtes Sport
des DGV abhanden gekommen.
Angestellte, die
von den Abgaben der Mitglieder ihr Gehalt beziehen, haben bisher lediglich
zugehört, aber noch nie irgendeinen Vorschlag aufgenommen. Die Ankündigungen,
Thementische und einen Themenbasar ins Programm aufzunehmen, klingt für mich
wie die Idee der Regionaltreffen der DGV-Mitglieder-Vertreter, wo Themen platt
diskutiert werden sollen. Das sind lediglich Versuche, den Teilnehmern ein
gutes Gefühl zu vermitteln.
Eine
Standortbestimmung darüber, wo der Jugendgolf im DGV steht, was wir erreichen
wollen und wie wir dies erreichen können, sollte höchste Priorität haben.
Das Präsidium gibt
seit 17 Jahren als Losung aus, wir sollten Spitzenprofis von der Qualität Graf,
Becker, Stich haben. Bisher gab es jedoch nur Absichtserklärungen und
halbherzige Versuche, die Dinge auf den Weg zubringen. Wenn der Präsident
publiziert, wir bekommen Spitzenpros und Olympiasieger, dann hat er noch viel
Arbeit zuleisten. Als erstes fehlt die grundlegende Umstrukturierung des
Jugendfördersystems, die das Hauptamt Sport vornehmen müsste. Es will sich
niemand eingestehen, dass in der Vergangenheit einiges falsch gelaufen ist. Der
größte Fehler der Jugendförderung im Verband ist doch die vom Hauptamt Sport
vor mehr als 10 Jahren eingeführte Pyramidenförderung.
Aus 50.000 beim
DGV gemeldeten Jugendlichen werden nur noch 10 Jugendliche im Alter von 16 bis
18 Jahren vom Verband gefördert. Schon mit 14 Jahren durchlaufen alle
Jugendliche in Deutschland Sichtungsverfahren, aus denen nur 100 Jugendliche
aus allen Landesverbänden in die D4-Kader aufgenommen werden. Alle anderen
Jugendlichen in allen Golfclubs des DGV werden nie mehr in eine Fördermaßnahme
aufgenommen. So lange das Haupt- und Ehrenamt sich den Luxus erlaubt, viel zu
früh viele talentierte Spätstarter auszusortieren und links liegen lassen, wird
es unmöglich sein, eine breite Spitze von 18- bis 20-jährigen Golfern aufzubauen,
die dann durch Fleiß und Talent die nächsten Schritte in Richtung Profitouren
machen können.
Das noch größere
Problem für Jugendliche, wenn sie ihren Traum vom Profigolf leben wollen, ist
die viel zu teure Pro-Golf-Tour. Mit 250 Euro Startgeld pro Drei-Tage-Wettkampf
werden 75% der Turniere im Ausland [Türkei (6T) / Marokko (9T) / Ägypten (3T) /
Polen (2T) und Österreich (2T)] gespielt. Sieben Turniere haben in Deutschland
einen Sponsor gefunden. Die Besitzer der Pro-Golf-Tour, die PGA of Germany und
Erwin Langer, haben es nicht geschafft, mehr Sponsoren zu aktivieren und
Turniere in Deutschland stattfinden zu lassen. In diese Lücke hätten der
Präsident, Herr Nothelfer, oder der Direktor Sport im DGV, Herr Neumann, mit
ihren vielen Möglichkeiten einsteigen müssen, um den jungen Spielern eine
Weiterentwicklung zu ermöglichen. Turniere in Deutschland würden die
Reisekosten der jungen Spieler, die die meisten jungen Spieler mit ihrem Umfeld
nicht stemmen können und wollen, deutlich minimieren.
Auf die Frage an
die Eltern eines jungen Nationalspielers, die bei uns in Bad Bellingen
spielten, warum der Junior nicht als Pro startet, kam als Antwort: „Die
Pro-Golf-Tour zu spielen ist zu teuer.“ Der junge talentierte Plus-Hdc und
Nationalspieler wird im Herbst als Amateur an der Tour-Scool mit 3
Qualifikations-Turnieren teilnehmen. Sollte dieser junge Spieler die
Qualifikations-Turniere erfolgreich überstehen (es gibt 15 Tourkarten bei ca.
500 Teilnehmern), wird er ins kalte Wasser des Profi-Haifischbeckens springen
und er muss in der ersten Saison versuchen, nicht unterzugehen. Bei einer
Nicht-Qualifikation wird er weiter bei Amateur-Wettspielen und der
Kramsky-Golfliga auftreten – und das ist nicht sehr förderlich für seine
Weiterentwicklung und seine Profi-Ambitionen.
Wenn ein Verband,
bei dem die Mitglieder jedes Jahr 15 Millionen Euro für Jugend-und
Erwachsenen-Sportförderung aufwenden, so mit seinen jungen Golftalenten umgeht,
darf sich keiner über folgende Platzierungen in Weltranglisten beschweren.
Die männlichen
Platzierungen ergeben:
Weltrangliste:
(35) Martin Kaymer
/ (64) Marcel Siem / (515) Alex Lejka / (569) Bernd Ritthammer
European-Tour:
(32) Martin Kaymer
/ (35) Marcel Siem / (71) Maximilian Kiefer / (182) Moritz Lampert / (183)
Bernhard Langer
Challenge-Tour:
(38) Bernd
Ritthammer / (74) Max Glauert / (139) Daniel Wünsche / (142) Nicolas Meitinger
Pro-Golf-Tour:
(1) Bernd
Ritthammer / (2) Florian Fritsch / (11) Alexander Knappe / (16) Sebastian
Heisele / (17) Marcel Schneider
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